Die beschriebenen Wechselwirkungen und Abhängigkeiten innerhalb eines Ökosystems und letztlich zwischen allen Lebewesen dieser Erde zeigen sich am deutlichsten in der dramatischen Entwicklung der Bienenbestände: 1947 gab es noch 5,9 Millionen Bienenvölker, heute sind es nur noch 2,4 Millionen weltweit. Seit 30 Jahren geht der Bestand der Wild- und Honigbienen kontinuierlich zurück, betroffen sind vor allem die USA, Europa und Indien.

In Deutschland haben 30% der Völker den Winter 2007/2008 nicht überlebt (normal sind 10-15%), in den USA ist das Bienensterben bereits viel weiter vorangeschritten (80% innerhalb der letzten drei Jahre). Wegen ihrer enormen Bestäubungsleistung sind die Bienen von herausragender Bedeutung für die Landwirtschaft. Durch die Dezimierung der Kulturbienen, aber ebenso der Wildbienen und vieler anderer wichtiger Nützlinge, ist der Obst- und Ackerbau mittelfristig stark in seiner Leistung und Qualität bedroht: Viele Kulturpflanzen, darunter mehr als 90 Obst- und Gemüsesorten, sind auf die Bestäubung durch Insekten und vor allem Bienen angewiesen.

Das Bienensterben scheint viele Ursachen zu haben. Die Anfälligkeit für Krankheiten und Parasiten (z.B. die Varroamilbe) wird neben der starken Pestizidbelastung auch durch die immer einseitiger werdende Ernährung der Bienen begünstigt. Das hat nicht nur mit der Verdrängung von Wildpflanzen durch Monokulturen und andere Nutzflächen zu tun, sondern auch mit der Verbreitung von Hybriden und Zuchtpflanzen in Gärten, Parkanlagen usw., die den Insekten kaum noch verwertbare Nahrung liefern. Ein weiterer Faktor, der sich negativ auf die Gesundheit der Bienen auszuwirken scheint, ist der zunehmende Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen.