Der Artenrückgang findet nicht nur in den Regenwäldern und Weltmeeren, sondern in sämtlichen von Menschen intensiv genutzten Räumen, also auch in den Industriestaaten statt. Dass uns dieses Thema direkt betrifft, verdeutlichen die aktuell wieder durch die Medien gegangenen Meldungen der Naturschutzverbände über das „Artensterben vor unserer Haustür“: Die Anzahl der in Deutschland in den Roten Listen geführten Arten ist im europäischen Vergleich hoch und steigt weiter an.

Von den rund 3000 Farn- und Blütenpflanzen beispielsweise gelten mehr als 700 als bedroht, weil die Bestände – meist im Zusammenhang mit der Zerstörung ihrer Ökosysteme – stark zurückgegangen sind. Im Verschwinden begriffen sind u.a. Feuchtstandorte wie Moore, Moorwälder, sowie halbnatürliche Formationen wie Feuchtwiesen, Zwergstrauchheiden und Trocken-/Halbtrockenrasen. Zu den etwa 70% aller Biotope, die als gefährdet gelten, zählen auch unsere heimischen Wildblumenwiesen.

Die Entwicklung der Flächennutzung in Deutschland mit einer zunehmenden Versiegelung, Zerschneidung und Entwässerung, den landwirtschaftlichen Monokulturen, dem Herbizideinsatz und Nährstoffeintrag (Eutrophierung), aber auch der Nutzungsaufgabe von Grenzertragsstandorten, wie z.B. Magerwiesen und Heiden hat innerhalb der letzten Jahrzehnte – sowohl in ländlichen Regionen, als auch in urbanen Räumen – zu einer stetigen Dezimierung vieler Habitate geführt. All diese Faktoren führen insgesamt zu einer Verarmung und Nivellierung unserer Landschaften. Aber wie können wir angesichts dessen von den Entwicklungs- und Schwellenländern den Erhalt ihrer natürlichen Ressourcen einfordern, wenn wir es bei uns selbst nicht tun?