Wildblumenwiese
Wiesen können auf natürliche und künstliche Weise entstehen, wobei natürliche Wiesen eher selten sind. Nur dort, wo Wind, Nässe, Kälte oder Trockenheit die Konkurrenz der Gehölze fernhalten, wachsen Wiesen ohne menschliches Zutun. Typische Standorte sind z.B. auf Sanddünen oder an Felshängen. Künstliche Wiesen sind so alt wie die von Menschen gestalteten Kulturlandschaften.
Blumenwiesen sind langhalmige, artenreiche Wildblumen- und Grasbestände. Der Anteil der Gräser ist bei einer Wildblumenwiese gering, daneben findet ein buntes Spektrum verschiedener Wildpflanzen seinen Platz. Jede Blumenwiese ist allein durch ihr Artenspektrum einmalig. Es gibt mindestens 300 verschiedene landschaftsbezogene Blumenwiesen-Typen. Am einfachsten und sinnvollsten ist es, diese nach ihrem Standort zu unterteilen. Dabei sind Fettwiesen, Feuchtwiesen, Magerwiesen, Halbtrocken- und Trockenrasen die am häufigsten vorkommenden. Sie alle spiegeln die Jahreszeiten wider, erfordern im Vergleich zu einem Sport- oder Zierrasen wenig Pflegeaufwand und werden nie gewässert oder gedüngt.
Wildblumenwiesen sind vielschichtige Lebensräume: Im Erdboden leben z.B. Regenwürmer, Feldmäuse, Käferlarven und Grillen, in der Streuschicht u.a. Zersetzer wie Asseln, Springschwänze und Milben, die aus herabgefallenen Pflanzenteilen neuen Humus machen. Hinzu kommen Räuber, wie z.B. Laufkäfer und Ameisen. In der Kraut- und Grasschicht sind die meisten Arten von Blattfressern, Saftsaugern oder Stengelbohrern heimisch. Dazu gehören beispielsweise Schmetterlingsraupen, Blattwespenlarven, Heuschrecken, Blattläuse und Rüsselkäfer. In der Blütenschicht, welche die sichtbarste Ebene darstellt, finden wir viele Blütenbesucher, wie Fliegen, Schwebfliegen, Wildbienen und Hummeln. Hinzu kommen Räuber wie Raubfliegen, Libellen, Spinnen und insektenfressende Vögel, wie z.B. der Neuntöter.
Eine Wildblumenwiese ist ständig im Wandel begriffen. Abhängig von der Jahreszeit sind von April bis Oktober Blüten unterschiedlicher Größe, Farbe und Form zu entdecken. Der Bestand an Arten sowie die Anzahl der Pflanzen ändert sich zudem von Jahr zu Jahr. Einige Wildblumen werden von anderen verdrängt, in einem Jahr sieht man von einer Art nur wenige stehen und zwei bis drei Jahre später dominiert sie die Fläche. Um die Artenvielzahl einer Blumenwiese zu erhalten bzw. zu erhöhen, ist ein ein- bis zweimaliger Schnitt der Wiese, am besten mit einer Sense (oder auch mit einem Balkenmäher), notwendig.
Ein häufig gemähter Nutzrasen (durchschnittliche Höhe von 10 cm) bietet erheblich weniger Arten ein Zuhause als eine etablierte Wildblumenwiese (durchschnittliche Höhe von 80 cm). Welche Tierarten und wie viele Individuen schließlich eine Wiese beleben, hängt vom Wiesentyp, dem Standort und der Nutzung ab. Je mehr einheimische Wildblumen und Gräser die Wiese bewachsen, desto vielfältiger und lebendiger ist die dort beheimatete Tierwelt und umso größer ist ihr Beitrag zum Artenschutz.